Rezessionen

Kommentare: 2
  • #2

    Nicolai Kern (Mittwoch, 03 April 2024 13:33)

    Liebe Lisa
    Was du mit deinem unglaublichen menschlichen Feingefühl an Liebe, Geduld und positiver Lebensfreude, dies auf ganz natürliche Art und Weise vermittelst,, ist eindrücklich und habe ich so ganz selten erlebt. Du hat die besondere Gabe, durch deine ausgeprägt hohe Achtsamkeit, Wachheit fürs Leben und deine Umgebung herum, sowie dein entschleunigendes Wirken, Menschen in ihren jeweiligen Lebenssituationen liebevoll aufzufangen, beruhigen und erfreuen zu können. Ich danke dir, dass du mit deiner reifen Persönlichkeit und damit verbundenen Können unserem Betrieb so viel gutes und heilendes bewirkt hast. Mach weiter so. Die Welt brauch genau solche Menschen, wie du es bist und lebst. Herzliche Gerüsse Nicolai Kern, Geschäftsführer Riedhof in Zürich

  • #1

    Steinmann-Ineichen Brigitte (Freitag, 22 März 2024 17:30)

    Eine riesige und unerwartete Überraschung:
    Ich öffnete die Türe zum Zimmer meiner hochbetagten und stärkst sehbehinderten Mutter im Alters- und Pflegeheim. Auf dem Boden– auf Augenhöhe mit meiner Mutter im Rollstuhl – strahlte Clownin Lisa und unterhielt sich liebevoll, berührend einfühlsam, mit so viel Herz und Herzlichkeit mit ihr – wieder auf Augenhöhe!

    Dann schälte sie (auf Anfrage, ob es erlaubt sei) Fritz, das quirrlige Eichhörnchen, aus ihrem Korb. Dieses allerliebste Pelztierchen kuschelte sich auf den Schoss meiner freudestrahlenden Mutter, knabberte an ihr, wirbelte mit seinen Beinchen wohlig hin und her, so lebendig und echt, wie es die Wirklichkeit kaum fertiggebracht hätte, unfassbar! Es nicht mit den Augen wahrnehmen zu können, aber diese herzerwärmende Atmosphäre «inhalieren» zu dürfen, war und bleibt unvergesslich, ist dauerhaft fliessendes Glück!

    Clownin Lisa hinterlässt mit ihren Besuchen beglückte Menschen, überwältigende Freude.
    Mit ihrem sonnigen Wesen, ihrer einzigartigen Strahlkraft, ihrem Talent und Können gelingt es ihr, alle jene, die mit ihr in Berührung kommen, zu fesseln und sie für Augenblicke in eine heile Welt zu zaubern. Seien dies nun bedürftige, alte wie auch junge, junggebliebene und jüngste Menschen.

    Danke, liebe Lisa, liebe, goldige Clownin, und dir, lieber Fritz, für diese unglaublichen Glücksmomente, diese Highlights der Superlative und danke sehr auch ans Solino für dieses wunderbare Geschenk an die Heimbewohnerinnen und Heimbewohner!


Videointerview mit Michael Hagedorn im Rahmen des "Demenz ist Anders Symposium" Sommer 2021


Videorepotage von Alzheimer.ch Sommer 2019 /  (im Rahmen vom Projekt Humordessert in welchem ich als Gründerin bis Oktober 2020 tätig war)

Die Clownin Lisa Bögli besucht alte Menschen und Menschen mit Demenz in Pflegeeinrichtungen. Gemeinsam mit ihrer Clown-Kollegin lädt sie Angehörige und Betroffene, die noch zuhause leben, regelmässig zum Humordessert ein. Dort sind die beiden für die Menschen da und servieren Kaffee und selbst gemachten Kuchen in einem gemütlichen Ambiente.

Von Marcus May

Jeder, der irgendwo in der Gegend um und in Zürich mit Menschen mit Demenz zu tun hat, kennt die 28-Jährige Lisa Bögli mittlerweile. Meist nur mit einer roten Nase und zerzaustem Haar ausgerüstet, geht sie auf die Menschen zu und bringt sie mit Puppen oder Marionetten zum Lachen – manchmal auch zum Weinen.

Oft genügt ein sanfter Blick, eine zögerliche Berührung oder eine alte Volksweise, die sie mit tragender Stimme vorträgt, um zu den Menschen vorzudringen. Zum Staunen bringt sie Jung und Alt, wenn sie mit viel Geschick gigantische Seifenblasen in den Himmel entlässt. Sie bringt die filigranen Monster zum Tanzen – und sie selbst mittendrin.

Der Bewegungsschauspielerin, ausgebildet am Zürcher Comart Physical Theater, fällt es nicht schwer, das über Jahre Gelernte über Bord zu werfen, wenn sie Menschen mit Demenz begegnet. Oder sie setzt ihr Können so dezent ein, dass man es kaum wahrnimmt. 

Es gehe ihr nicht darum, bei diesen Begegnungen und Besuchen ihr ganzes Repertoire auszupacken, sagt die talentierte junge Frau.

«Ich hätte noch so viel Luft nach oben, doch ich muss mein Können in diesen Begegnungen nicht ausschöpfen, es ist einfach nicht nötig.»

«Ich muss einfach loslassen, es geht hier nicht um mich.»

 

Es sei auch nicht wichtig, hunderte Lieder auswendig zu können, denn oft werde nur das eine Lied gewünscht, dieses dafür gleich dreimal hintereinander. Sie versucht den Bedürfnissen gerecht zu werden, die gerade entstehen. Ihr eigener Wunsch nach expressivem Ausdruck müsse in diesen Momenten hintan stehen. 

Dieses Bedürfnis darf die bald dreifache Mutter dann ausleben, wenn sie an Hochzeiten oder Galaveranstaltungen mit Seifenblasen tanzt oder mit dem Ensemble Herz-Feuer aufregende Feuershows inszeniert. Dort darf sie die Bühne geniessen und erntet den wohlverdienten Applaus. 


Artikel Züri Oberländer 6.6.2018 von Tanja Bircher


Braucht mehr als Einstudierte Witze," Artikel von Alzheimer.ch aus dem 2020 von Nadja Belviso

Es braucht mehr als einstudierte Witze

Wie man Menschen berührt lernen Heimleiterinnen und Pflegefachpersonen, Empfangsdamen und Physiotherapeuten in den Kursen der beiden Clowns. «Es geht darum, sich mit der eigenen Unzulänglichkeit zu versöhnen», sagt Marcel Briand. Marcus May

Lisa Bögli und Marcel Briand sind Clowns. In Alters- und Pflegeheimen verbreiten sie heitere Stimmung. Wie sie das machen und worauf es ankommt, erklären sie dem Personal in ihren Kursen. Doch ist Humor überhaupt lernbar?

Lisa Bögli wurde in ihrer Rolle als Clownin auch schon ans Sterbebett gerufen. Da sass sie vielleicht nur, nichts weiter. Vielleicht summte sie eine Melodie. Vielleicht klebte sie einen kleinen Holzmarienkäfer ans Bett, der später der Pflegefachfrau erst beim Waschen des Toten auffallen würde.

Wenn von Humor in Pflegeheimen die Rede ist, geht es selten um Stand-Up-Comedy und Schenkelklopfen.

Es sind die leisen Töne, die zu jener gelassenen Heiterkeit führen, die Lisa Bögli und Berufskollege Marcel Briand als Ziel ihrer Arbeit sehen.

Dass es dazu mehr braucht als einstudierte Witze, liegt auf der Hand. «Lachen ist überhaupt nicht das Ziel», sagt Lisa Bögli. «Vielmehr sind alle Emotionen willkommen. Wichtig ist mir, dass ich mit meiner Arbeit berühre und dass sich die Atmosphäre im Raum verändert.»

Das kann eine gesichtslose Stoffmarionette sein, die fröhlich über den Tisch tanzt und eine Frau mit Demenz an den Dorfpolizisten erinnert, den sie damals so wahnsinnig gern geküsst hätte.

Das kann ein Eichhörnchen in Form einer Handpuppe sein, das von Lisa Bögli geführt fast eine halbe Stunde am Bett eines scheinbar bewegungsunfähigen Mannes verbringt, bis dieser plötzlich den Arm hebt, um es zu streicheln. Ein Moment, der beide zum Weinen brachte: die Clownfrau und den alten Mann.

Wie man Menschen berührt lernen Heimleiterinnen und Pflegefachpersonen, Empfangsdamen und Physiotherapeuten in den Kursen der beiden Clowns.

«Es geht darum, sich mit der eigenen Unzulänglichkeit zu versöhnen.»

 

«Denn genau diese Leistung müssen Menschen, die an Demenz erkranken, erbringen», erläutert Marcel Briand. Die Haltung, die dadurch möglich werde, erleichtere es, sich mit Menschen zu verbinden, die Stück für Stück Abschied nehmen von Freiheiten, Fähigkeiten und sogar von Eigenschaften.

So erzählt er von einer übergewichtigen Patientin, die von einer Pflegefachfrau zur Toilette begleitet wurde. Als sich die Patientin mit Hilfe der Pflegerin setzen wollte, passierte es. Aufgrund der eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten sass plötzlich die Pflegende auf der Toilette und die Patientin auf ihrem Schoss – mit heruntergelassener Hose.

Die Pflegerin bemerkte: «Das haben wir aber auch schon eleganter hingekriegt.» Und beide mussten lachen. «Hätte sich die Pflegerin jetzt geärgert, wäre es für die Patientin beschämend gewesen», sagt Marcel Briand.

Auch in Lisa Böglis Seminaren ist Selbsterfahrung zentral: Wo sind meine Grenzen? Wo sind meine Schwächen? Kann ich darüber lachen? Für einen liebevollen, zugewandten Humor, der niemals verletzend sein darf, brauche es Empathie, auch mit sich selbst.

Sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, helfe vermutlich auch, eine weitere unverzichtbare Fähigkeit zu erwerben: Stille auszuhalten. Momente, in denen scheinbar nichts passiert.

«Der Mann, der damals in seinem Bett in den Aufenthaltsraum geschoben wurde, hätte die Eichhörnchen-Handpuppe nicht gestreichelt, wenn ich meiner inneren Unruhe und dem Drang, mich wieder um die anderen zu kümmern, nachgegeben hätte», sagt die 29-Jährige.

Neben der intensiven Arbeit an sich selbst gibt es aber auch ganz konkrete Ideen und Werkzeuge, um die Atmosphäre in einem Pflegeheim zu verändern. Die Übertreibung sei zum Beispiel ein beliebtes Werkzeug, erklärt Marcel Briand, ebenso wie das Ansprechen von Tabus.

 

Mit einer Patientin, die immer wieder ihren Todeswunsch äusserte, übte Marcel Briand das Sterben.

Sie legte sich hin, er korrigierte sie. «Es war für uns beide ein vergnüglicher Nachmittag, der ihr ermöglichte, sich mit ihrem Wunsch auseinanderzusetzen», erinnert er sich.

 

Neben einer wohlwollenden Betrachtung der Realität und dem Anerkennen der Themen, die beschäftigen, können auch ganz konkrete Scherzartikel zum Einsatz kommen, etwa ein «Flutschie»: ein mit Wasser gefüllter weicher Plastikschlauch, der sich beim Hantieren gerne verselbständigt. «Viele stellen sich einen Koffer mit Hilfsmitteln zusammen, die ihnen liegen und mit denen sie gute Erfahrungen machen», sagt Briand.

Er selbst nutzt – ebenso wie seine Berufskollegin – gerne alte Gegenstände und recherchiert auch die kollektive Biografie seines Publikums, also etwa: Welche Musik hörte man in den 30er-Jahren in Bern?

Doch kein Tipp und keine Ausrüstung können aus jedem Menschen einen Clown machen. «Es gibt immer wieder Teilnehmende an meinen Kursen, die mit diesem Angebot nichts anfangen können», sagt Briand.

Es sei aber auch nicht das Ziel, dass sich nach einem Kurs plötzlich das gesamte Heimpersonal clownesk durch den Arbeitsalltag bewege.

«Wichtig ist, dass alle etwas darüber gehört haben und dann auch verstehen, was jene tun, die es wirklich anwenden und nicht aus Unwissen darüber urteilen.» Umgekehrt sei es auch nicht so, dass man mit den Kursen etwas komplett Neues in den Heimalltag bringe. «Es gab nie Pflege ohne Humor», ist der ehemalige Stationsleiter überzeugt.

 

Dass jemand – ob Bewohner oder Betreuende – überhaupt keinen Humor hat, scheint beiden Clowns undenkbar. Bei manchen müsse man eben ein bisschen länger danach suchen, sind sie sich einig.

«Manche können zum Beispiel mit Clowns nichts anfangen, weil sie damit schlechte Kindheitserinnerungen, zum Beispiel im Zirkus, verbinden», sagt Lisa Bögli.

Und sie selbst sei schon als humorlos bezeichnet worden, weil sie gewisse Witze nicht lustig findet. «Was sicher jeder hat, ist ein Sinn für Heiterkeit.»

Welche Art von Humor funktioniere, hänge nicht davon ab, ob jemand Demenz habe, auch davon sind beide überzeugt. Beide haben beobachtet, oder von Angehörigen erfahren, dass die Bewohnenden über dieselben Dinge lachten wie früher, als sie noch keine Demenz hatten.

Ein Muster erkennt Lisa Bögli jedoch: Je aktiver Menschen noch sind, je turbulenter ihr Alltag, umso ausdrucksstärker und lauter arbeite sie. Bei Menschen mit fortgeschrittener Demenz arbeite sie taktiler, sinnlicher und oft auch reduzierter.

«Es geht nicht darum, zu zeigen, was ich kann», sagt die Clownin, «sondern darum, was die Menschen brauchen.»

DAS POTENZIAL DER FREIWILLIGEN

In den Humor-Kursen von Lisa Bögli kommt den freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Altersheimen ein besonderer Status zu. «Sie sind uns Clowns insofern am ähnlichsten, als sie keinen konkreten Auftrag haben», sagt sie. «Sie haben jene Zeit für Zwischenmenschliches, die dem Heimpersonal oft fehlt.» Deshalb sei es so wichtig, dass Freiwillige nicht mit Pflegeaufgaben befrachtet würden. Lisa Bögli macht ihren Kursteilnehmerinnen aus dem freiwilligen Sektor immer wieder klar, wie wertvoll ihre Zeit genutzt ist, wenn sie bei ihren Besuchen nichts aktiv tun. «Man muss nicht immer etwas tun, etwa das Trinkglas reichen, nur um etwas getan zu haben, sondern kann auf die eigene Fähigkeit vertrauen, einmal nichts zu tun, in der Ruhe wahrzunehmen, was die Bewohnenden wirklich brauchen.»